Prolog

 

Das neue Spielzeug

 

 

Völlig außer Atem erreichte die junge Frau die Treppe der alten Villa. Sie trug eine rote Jogginghose und einen schwarzen Pullover, dessen Kapuze sie sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Sie beugte sich vorne über, stütze sich am Geländer ab und versuchte wieder zu Atem zu kommen, indem sie die kühle Mittagsluft in ihre Lungen strömen ließ. Ihr Schäferhund Benno saß neben ihr und tat es ihr gleich, wobei er nicht annähernd so ausgepumpt wirkte.

 

»Grinse mich bloß nicht so überheblich an«, schnaufte sie lächelnd. »Mit vier Beinen würde mir das auch nicht so schwer fallen!«

 

Benno schaute sie mit großen Augen an.

 

»Noch zwei oder drei Trainingseinheiten und du bist bereit!«, lobte sie ihn und tätschelte ihm dabei den Hinterkopf.

 

Dann richtete sie sich auf, machte einige Körperdehnungen und ließ ihren Blick dabei über das weitläufige Grundstück schweifen, das sie, zusammen mit der heruntergekommenen Villa, von ihrer verstorbenen Tante geerbt hatte. Nur langsam beruhigte sich ihre Atmung wieder. Sie hatte Sport schon immer gehasst, aber seit sie wusste, wofür sie sich so quälte, fiel es ihr erheblich leichter.

 

»Komm, wir gehen rein ins Warme!« Sie gab Benno das Zeichen ihr zu folgen und er gehorchte ihr pflichtbewusst.

 

Wenn die anderen Viecher nur auch so gut hören würden, dachte sie und warf einen Blick zum alten Holzschuppen hinüber, der ganz am Ende des riesigen Grundstückes stand und zur Zeit noch die Heimat der drei Dobermann-Rüden war, die sie erst kürzlich von einem dubiosen Tierhändler erworben hatte. Die Bestien waren ganz schön furchteinflößend, aber das sollten sie ja schließlich auch sein.

 

Der Gedanke an eine heiße Dusche trieb sie ins Haus. Sie öffnete die Tür, entledigte sich ihrer verdreckten Turnschuhe und schlich auf Socken über den alten Parkettboden.

 

»Lass uns noch einen kleinen Blick auf unser neues Spielzeug werfen«, flüsterte sie dem Schäferhund zu und öffnete die Tür zum Büro.

 

Auf dem antiken Schreibtisch hatte sie mehrere Monitore platziert, von denen sie die ersten beiden einschaltete. Sie ließ sich in einen modernen Bürosessel in Lederoptik fallen und lehnte sich zurück. Benno legte sich in sein Körbchen, das direkt neben ihren Füßen stand und guckte sein Frauchen  vorwurfsvoll an. Das Licht der Bildschirme erhellte den abgedunkelten Raum ein wenig und auch die Gesichtszüge seines Frauchens klarten auf, als sie das Bild auf dem Monitor richtig eingestellt hatte. Endlich konnte sie ihr Opfer nicht nur leiden hören, sondern auch seinen geschundenen, nackten Körper sehen.

 

»Hat er  wirklich gedacht, er könne einfach so weitermachen, als wäre nichts geschehen?«

 

Benno hob seinen Kopf an und schaute zu seinem Frauchen hinüber. Er schien sich nicht sicher zu sein, ob ihre Worte ihm galten oder ob sie nur mit sich selbst sprach.

 

»Hat er wirklich gedacht, er käme ungestraft davon?«, setzte sie ihren Monolog fort. »Mein Leben wurde zerstört und ich habe dafür blutige Rache geschworen. Sicherlich ist er davon ausgegangen, dass es nie jemand herausfinden würde. Aber meine Jagd war erfolgreich. Wer weiß, wie oft er es noch getan hätte, wenn ich ihn nicht aus dem Verkehr gezogen hätte.«

 

Sie griff mit ihrer Hand in die geöffnete Chips-Tüte, die direkt neben der Tastatur lag.

 

»Nein!«, schrie sie plötzlich laut auf und schleuderte die Tüte mit einer Handbewegung vom Schreibtisch. »Ich darf meinen Plan nicht gefährden. Das was mir geschehen ist, soll nie wieder irgendjemand durchleiden müssen.«

 

Benno war vom Wutanfall seines Frauchens so irritiert, dass er sich aufgesetzt und beschwichtigend seinen Kopf auf ihren Oberschenkel gelegt hatte.

 

»Du bist der Beste«, sagte sie und kraulte ihn hinter den Ohren. »Ich brauche jetzt erst einmal eine schöne warme Dusche und danach mache ich uns etwas Leckeres zu essen, okay?«

 

Benno blickte erwartungsvoll zu ihr hoch.

 

»Und während wir essen schauen wir uns an, wie es mit unserem kleinen Spielzeug weitergeht. Ich bin ja schon so gespannt darauf, ob er wohl das versteckte Handy findet oder wie er auf unsere Spezial-Taschenlampe reagiert.« Sie lachte diabolisch auf.

 

Voller Vorfreude rieb sie sich die Hände, stand auf und machte sich auf den Weg in das kleine Gästebad im Untergeschoss, um endlich eine erfrischende Dusche zu genießen.   

 

 

 

1. Kapitel

 

 

 

Ein verhängnisvoller Abend

 

 

 

Samstag, 07. März 2015 / 19:30 Uhr

 

 

 

Ich schaute immer wieder kurz vom Fernseher auf, um einen flüchtigen Blick auf die darüber hängende Wanduhr zu werfen. In einer halben Stunde war ich mit meinen beiden besten Freunden zum Pokern verabredet, hatte aber überhaupt keine Lust dazu. Das Treffen hatten wir bereits vor einigen Wochen angesetzt. Damals hatte ich noch geglaubt, dass es mir heute sicher besser gehen würde – aber das tat es nicht!

 

Ich fühlte mich unverändert: leer, müde und irgendwie traurig. Dabei war ich derjenige, der genau diese Situation gewollt oder wenigstens provoziert hatte. Mein Leben war gut, genauso wie es bis dahin gewesen war. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

 

Silke und ich waren beide 17 Jahre alt als wir uns kennengelernt und ineinander verliebt hatten. Sie war meine erste ernsthafte Beziehung und alles, was ich immer wollte. Seit dieser Zeit teilten wir alles miteinander: Wir mogelten uns irgendwie durch die Abiturprüfungen, studierten zusammen in Braunschweig, brachen das Studium zeitgleich ab, um hinterher in unserer alten Heimat Wilhelmshaven eine Ausbildung zum Bankkaufmann beziehungsweise zur Bürokauffrau zu absolvieren. Nach Beendigung der Ausbildung suchten wir uns eine kleine, gemütliche Wohnung am Rande der Wilhelmshavener Innenstadt und lebten seither dort unser Leben zusammen.

 

Doch nun saß ich alleine in eben dieser Wohnung. Silke hatte mich vor einigen Wochen verlassen und war zunächst zurück zu ihren Eltern gezogen, die nur einige Straßen weiter ein schickes Eigenheim mit Einliegerwohnung besaßen. Alles begann an meinem 30. Geburtstag, als Silke - vollkommen unvermittelt - mit mir über unsere Zukunftsplanungen sprechen wollte. Vitali hatte mir gerade meinen dritten Bacardi-Cola in die Hand gedrückt, als sie mich fragte, ob ich eigentlich mal heiraten und Kinder kriegen wolle. Diese Frage traf mich so unvorbereitet, dass ich zunächst einmal gar nichts sagen konnte.

 

Heiraten – ich? Wie kam sie nur plötzlich auf diese Idee?

 

Sie hatte das Thema zwar schon einige Male angeschnitten, aber nie klang es ihr so ernst wie jetzt.

 

In meinem Freundeskreis hatte bisher nur Jens diesen Schritt gewagt und zu allem Überfluss, bereits ein Jahr nach der Hochzeit, sein erstes Kind bekommen. Zugegeben, Emma war zauberhaft, schnuckelig und süß zugleich, aber nach allem was er so erzählte, war sein Leben, so wie er es bis dahin kannte, nach der Geburt vorbei. Er hörte auf Fußball zu spielen, kam nur noch selten mit ins Kino und verkaufte seine Playstation bei ebay. Wann er das letzte mal mit uns auf einer Party war, wusste ich schon gar nicht mehr. Und all das sollte ich jetzt auch durchleben? Darüber musste ich erst einmal nachdenken.

 

In den folgenden Wochen brachte Silke das Thema immer wieder zur Sprache und ich – ich spielte auf Zeit. Ich gab ihr möglichst unverbindliche, verzögernde oder einfach nur lustige Antworten und versuchte möglichst schnell das Thema zu wechseln oder mich zu verdrücken. Wenn ich dann alleine war, versuchte ich mir darüber klar zu werden, was ich eigentlich wollte. Aber ich kam einfach zu keinem eindeutigen Ergebnis. Darum traf ich mich immer wieder abwechselnd mit Jens und Vitali. Sie waren nicht nur meine besten Freunde, sondern auch jeweils Vertreter der entgegengesetzten Meinung. Engel links, Teufel rechts, sozusagen – doch wer war wer? Während Jens mir von den Vorzügen eines Familienlebens vorschwärmte und mir immer wieder erzählte, was für eine Bereicherung so ein Baby für die Beziehung war, brauchte Vitali eigentlich gar nichts zu sagen. Immer wenn ich in seine Wohnung kam, wusste ich sofort, welche Vorzüge so ein Single-Leben hatte. Neben der Eingangstür stapelten sich die leeren Bierkisten von der letzten Party, an den Wänden hingen Poster von halbnackten Models und wenn er nicht gerade im Jogginganzug vorm Fernseher lag, zockte er die neuesten Spiele auf seiner Playstation. Eine feste Beziehung hatte er eigentlich noch nie, höchstens mal eine Frau, die er für einige Monaten in dem Glauben gelassen hatte, sie wäre seine feste Partnerin. In seinem Schreibtisch hatte er ein schwarzes Notizbuch versteckt, in dem er jeden seiner Sexualkontakte genauestens festgehalten hatte. Aktuell kam er auf 147 Sexualpartnerinnen – das war ein Schnitt von 0,875 Frauen pro Monat, seit Beginn seiner Aufzeichnungen. Das ergaben jedenfalls meine Berechnungen. Meine Quote lag bei bemitleidenswerten 0,006 Frauen pro Monat, was natürlich nur daran lag, dass Silke die Erste und bisher Einzige war.

 

Aber auch die Gespräche mit meinen Jungs brachten mich nicht wirklich weiter und so professionalisierte ich mein Zeitspiel. Während ich davon sprach, dass wir noch etwas unsere Freiheit genießen sollten und auch noch mehr Geld zurücklegen müssten, hatte Silke ein einziges, unwiderlegbares Argument: Ihre biologische Uhr. Bei allen Frauen scheint es ab einem gewissen Alter im Uterus zu ticken und zwar so laut, dass sie erst wieder schlafen können, wenn sie ihre Gene an die nächste Generation weitergegeben haben. Dabei liest man in der Boulevardpresse doch laufend von Promi-Frauen, die auch noch weit nach dieser Schallgrenze ihren ersten Nachwuchs bekommen haben.

 

Die Diskussionen zwischen Silke und mir wurden jedenfalls immer intensiver und endeten immer häufiger in einem hässlichen Streit. Irgendwann stellte sie mir dann ein Ultimatum, das ich, Pokerprofi der ich war, einfach verstreichen lies. Doch dieser Bluff ging nicht auf. Ich war All in gegangen und habe dadurch mein ganzes bisheriges Leben verloren.

 

Seit Silke ausgezogen ist, habe ich kein einziges Wort mehr mit ihr gesprochen. Wieso auch? Sie ist schließlich, ohne ein weiteres Wort, einfach gegangen. Ich versuchte die Situation anfangs positiv zu betrachten. Da ich es nicht konnte, hatte Silke mir die Entscheidung halt einfach abgenommen. Schicksal also. Ich machte mir eine Liste mit all den Dingen, die ich jetzt endlich wieder tun konnte, da ich niemandem mehr Rechenschaft schuldig war. Doch diese Liste liegt seither unvollständig und unbearbeitet auf meinem Schreibtisch. Nicht einen einzigen Punkt habe ich davon umgesetzt.

 

Seither quälte mich dieses leere Gefühl, eine Art Antriebslosigkeit, als hätte man meine frisch geladenen Premium-Akkus gegen ausgelutschte Discounter-Batterien ausgetauscht. Ich hatte zwar nie das Gefühl, dass ich einen Fehler gemacht hatte, aber irgendwie fühlte sich das alles auch nicht richtig an.

 

Und heute war also der Tag, an dem sich das ändern sollte. Erst pokern mit meinen Kumpels und danach noch mit Vitali in unsere Stammdiskothek. Eigentlich musste das doch ein geiler Abend werden, beschwor ich mich selbst, wuchtete meinen trägen Hintern von dem Sofa, stellte den Fernseher aus und begab mich ins Badezimmer, um mich für den bevorstehenden Abend herzurichten. Ich warf einen skeptischen Blick in den Spiegel. »Zum Glück warst du erst vor kurzem beim Friseur, so fallen deine grauen Schläfen wenigstens nicht mehr so sehr auf«, sagte ich zu meinem Spiegelbild und machte meine kurzen, schwarzen Haare mit etwas Gel zurecht. Dann warf ich einen letzten kritischen Blick auf mein Outfit. Durch den Kummer der vergangenen Wochen war wenigstens mein kleines Bäuchlein verschwunden.     

 

 

 

*  

 

 

 

Zwanzig Minuten zu spät klingelte ich an Vitalis Wohnungstür, die im Stadtteil Wiesenhof lag. Er öffnete mir gewohnt schwungvoll und grinste mich an. »Na Marc, hast du vergessen wo ich wohne oder warum bist du so spät?«

 

Er hatte eine Flasche Bier in der linken und eine weitere in seiner rechten Hand, die er mir ungefragt überreichte. Er trug sein übliches Checker-Outfit: Ausgewaschene Jeans, schwarzes Seidenhemd, dazu weiße Turnschuhe. Seine Haare hatte er streng nach hinten gekämmt und mit Unmengen an Haargel fixiert. Wie er so immer wieder bei den Frauen landen konnte, war mir schon immer ein Rätsel gewesen.

 

»T´schuldigung«, nuschelte ich, nahm einen Schluck aus der Flasche und zwängte mich an ihm vorbei.

 

Ich zog meine Jacke aus und warf sie auf den Klamottenhaufen, der sich bereits auf dem Fußboden gebildet hatte. Ganz oben auf lag die beigefarbene Strickjacke von Jens, die seine Frau Susanne ihm erst kürzlich bei Esprit bestellt hatte. Seit er verheiratet war, übernahm seine Frau seine  komplette Außendekoration, damit auch jedes weibliche Wesen sofort erkennen konnte, dass er bereits vergeben war. Auch sonst hatte Susanne ihn stark verändert. Während er früher noch schulterlange, lockige Haare hatte, trug er heute einen extremen Kurzhaarschnitt, um seinen beginnenden Haarausfall zu kaschieren. Der coole Drei-Tage-Bart von damals war Susannes täglichem Rasur-Diktat zum Opfer gefallen. Der kleine Bierbauch, den er sich mühsam mit uns zusammen erarbeitet hatte, wurde durch ihr strenges Fitnessprogramm restlos entfernt. 

 

Jens saß am Küchentisch und umklammerte ebenfalls eine Bierflasche. Als er mich durch die Tür kommen sah, stand er auf und drückte mich zur Begrüßung. Es war eine recht lange Umarmung und ging für meinen Geschmack schon etwas zu sehr ins Knuddeln über.

 

Was sollte das denn jetzt? Sonst haben wir uns doch auch nur per Handschlag begrüßt?

 

»Wie geht es dir?«, fragte er mich mit einer samtigen Prise Mitgefühl in der Stimme.

 

Daher wehte also der Wind. Wahrscheinlich hat Susanne ihm aufgetragen, mich auf meine Gefühlslage hin auszuhorchen. Schließlich war sie mit Silke bestens befreundet und hatte sich nach unserer Trennung sicher häufiger mit ihr, als ich mich mit meinen Kumpels getroffen.

 

Ich beschloss keinerlei Schwäche zu zeigen. Nachher glaubte Silke noch, ich würde sie vermissen.

 

»Alles bestens, ich bin nur etwas müde von der Arbeit«, log ich ihn daher an.

 

»Nun bring unseren Marci mal nicht auf trübe Gedanken. Wir sind doch heute hier um Spaß zu haben.« Vitali nahm mich in den Schwitzkasten und rubbelte mir mit der Faust über den Hinterkopf.

 

»Ist ja schon gut«, lenkte Jens ein und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Bierflasche.

 

Er brauchte immer einen kleinen Moment, um vom fürsorglichen Familienvater wieder auf den primitiven Ur-Macho umzuschalten, der sich tief in seinem Inneren verborgen hielt.

 

»Kommen Marcel und Alex heute gar nicht?«, fragte ich Vitali.

 

Marcel und Alex arbeiteten mit Vitali zusammen am Tiefseehafen Jade-Weser-Port. Ich mochte sie zwar nicht sonderlich, aber sie eigneten sich dennoch ideal als Mitspieler für unsere Poker-Runde, da sie für das Spiel einfach viel zu dumm waren.

 

»Nö, die wollten sich heute lieber das Handballspiel des WHV ansehen«, antworte Vitali und zuckte verständnislos mit den Schultern.

 

»Egal«, sagte Jens. »Dann eben nur wir drei, genauso wie früher.«

 

Wortlos nahmen wir unsere Bierflaschen zur Hand und stießen sie in der Tischmitte zusammen. So unterschiedlich wir drei auch waren, wir verstanden uns – vielleicht gerade deshalb - auch ohne große Worte.  

 

Auf der Fahrt zu Vitali hatte ich einen Entschluss gefasst und versuchte dieses unangenehme Thema lieber gleich zu klären.

 

»Ich habe heute irgendwie keinen Bock auf Party, wollen wir nicht lieber ins Kino gehen?«

 

»Super Idee, dann komme ich auch mit«, unterstütze Jens meinen Antrag.

 

Vitali schaute verständnislos zu uns beiden herüber.

 

»Was seid ihr eigentlich für Waschlappen?« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Du!« Er deutete mit seinem Zeigefinger auf Jens. »Du erzählst mir, dass du nicht mit auf die Party kannst, weil du am nächsten Morgen früh aufstehen musst, um auf deine Göre aufzupassen. Und für Kino hast du jetzt Zeit, oder was?«

 

»Ich...«, startete Jens einen Erklärungsversuch, wurde aber sofort wieder von Vitali unterbrochen.

 

»Und du«. Sein Zeigefinger wechselte die Richtung und zielte jetzt direkt auf meine Nasenspitze. »Seit Menschengedenken bist du das erste Mal Single und willst dir jetzt die beste Gelegenheit, dir etwas Heißes für die Nacht zu erlegen, entgehen lassen?« Vitali schüttelte ungläubig den Kopf. »Was ist nur aus euch geworden?«

 

Während ich noch überlegte, wie ich ihm eine plausible Erklärung geben könnte, in der Silke keine Rolle spielte, trank Jens einen kräftigen Schluck Bier, damit er nichts dazu sagen musste.

 

»Ich mache euch einen Vorschlag«, ergriff schließlich Vitali wieder die Initiative. »Derjenige, der heute beim Pokern gewinnt, darf das heutige Spätabendprogramm bestimmen. Und alle – ich wiederhole ALLE...« Er schaute zu Jens hinüber. »...machen mit. Einverstanden?«

 

Jens und ich schauten uns an und nickten dann beide zustimmend. Wir wussten, dass Vitali wenig Chancen auf einen Sieg hatte. Er bluffte eigentlich immer und mit steigendem Alkoholpegel zudem immer schlechter. Wir konnten also nur gewinnen.

 

*

 

Triumphierend zog Vitali die letzten Pokerchips von der Tischmitte zu sich herüber und drapierte sie auf seiner Siegespyramide. Jens und ich schauten uns fassungslos an. Wir hatten tatsächlich verloren und ahnten, was uns nun bevorstehen würde.

 

»Also Männer, dann würde ich mal sagen: Aufbruch ins Twister!« Vitali grinste über das ganze Gesicht und genoss unsere Niederlage in vollen Zügen.

 

Besonders Jens machte ein Gesicht, als wäre er auf dem Weg zum elektrischen Stuhl. Wahrscheinlich hatte er keine Ahnung, wie er das Susanne erklären sollte. Aber eine Abmachung unter Männern konnte nicht gebrochen werden, das wusste auch er.

 

»Ich rufe uns ein Taxi!«, rief Vitali uns aus dem Flur zu.

 

»Alles klar!«, lallten Jens und ich im Chor.

 

*

 

Die Taxifahrt nach Sande dauerte nur eine viertel Stunde. Das Taxi hielt direkt vor der Großraumdiskothek und ich bezahlte den Fahrer, weil ich mal wieder der Letzte beim Aussteigen war.

 

»Da ist er, der Tempel der Lust!« Breitbeinig und mit emporgestreckten Armen stand Vitali vor der Eingangstür und deutete einige Verneigungen an.

 

Der Türsteher grinste uns an. Er kannte Vitali bestens, da er hier als Stammgast mindestens einmal die Woche vorbeischaute.

 

»Moin Vitali, heute wieder auf Beutezug?«, fragte ihn der Kleiderschrank im Smoking und begrüßte Vitali mit einem kräftigen Händedruck.

 

»Moin! Wir wollen zum Resteficken«, grinste Vitali ihn an.

 

»Alles klar, drei mal Ü-30-Party. Macht zusammen 15 Euro.«

 

Jeder von uns kramte einen Fünfer aus seiner Brieftasche und erhielt im Gegenzug eine Eintrittskarte. Im Eingangsbereich tauschten wir dann noch unsere Jacken gegen eine Pfandmarke und betraten schließlich den Tanztempel.

 

Die Diskothek gab es schon seit wir denken konnten. Einmal im Monat veranstalteten die Betreiber des Twister eine Ü-30-Party, die Vitali auch gerne als Resteficken bezeichnete. Das bedeutete, dass eine der zwei Danceareas nur für Leute über 30 zugänglich war. Zwischen den Bereichen wurde dann immer ein kleiner Grenzposten mit Schranke aufgebaut und einer der debilen Securityaffen durfte sich dann in eine viel zu eng sitzende Bundeswehruniform quetschen und den ganzen Abend Ausweise kontrollieren. Alleine dieser Anblick war schon das Eintrittsgeld wert. Positiver Nebeneffekt war natürlich auch, dass wir in diesem Teil der Disko immer zu den jüngsten und damit auch attraktivsten Männern zählten.    

 

Wir passierten also die Grenzkontrolle ohne Probleme und standen auf einmal mitten im Partyalptraum. Die meisten Besucher waren mindestens 45, die Tanzfläche war gähnend leer und der DJ spielte gerade eine uralte Schnulze.

 

Hätte ich mich doch nur nicht auf diese blöde Wette eingelassen.

 

»Nun mal nicht verzagen, Jungs. Der Abend ist ja noch jung«, versuchte Vitali uns aufzumuntern und lenkte uns geschickt Richtung Bar.

 

Ich riskierte einen vorsichtigen Blick auf meine Armbanduhr. Es war bereits 01:15 Uhr.

 

Nun ja, für jeden ist “spät“ halt etwas anderes.

 

»Die erste Runde geht auf mich!«, verkündete Vitali lautstark.

 

Normalerweise war er nie besonders großzügig, aber wahrscheinlich war ihm die Situation selbst unangenehm. Schließlich hatte er uns die Party des Jahrhunderts versprochen.

 

Er bestellte uns drei Bacardi-Cola. Eigentlich hasste ich diesen Drink, hatte es aber in den ganzen Jahren nie geschafft, ihm das zu sagen. Vitali liebte dieses Zeug nämlich abgöttisch.

 

»Jetzt weiß ich endlich, warum du das Resteficken nennst«, schrie ich Vitali ins Ohr, weil der DJ die Lautstärke der Musik an die Hörschwäche des übrigen Publikums angepasst zu haben schien.

 

»Nachts sind alle Katzen grau!«, schrie er zurück und zwinkerte mir zu.

 

Was meinte er denn jetzt damit? Nimmt er etwa jede, die er kriegen kann? Vielleicht sollte ich seinen Frauenverbrauch doch noch einmal neu berechnen?

 

»Ich muss mal mein Bier wegbringen«, sagte ich zu meinen Freunden und steuerte auf die Toilette zu. Eigentlich musste ich gar nicht so dringend, aber ich wollte einfach mal für einen Moment alleine sein.

 

Auf dem Weg zur Toilette musste ich mich durch eine Gruppe betrunkener Rentner – alle waren mindestens 50 Jahre alt – drängeln.

 

Hoffentlich muss ich mit 50 nicht mehr auf solche Partys gehen, dachte ich und musste wieder an Silke denken.

 

In der Toilette herrschte gähnende Leere, trotzdem nahm ich eine der wenigen Kabinen, schloss die Tür hinter mir und lehnte mich an die hölzerne Trennwand.

 

Scheiße, Scheiße, Scheiße, dachte ich und ließ meinen Hinterkopf immer wieder gegen die Wand fallen. Soll das etwa mein neues, tolles Single-Leben sein?

 

Nachdem ich noch ein paar Mal gegen die Kloschüssel getreten hatte, schüttelte ich mich einmal kräftig durch und beschloss, fortan das Beste aus dem Abend zu machen.

 

Als ich wieder auf die Bar zusteuerte, sah ich Vitali plötzlich alleine auf seinem Barhocker sitzen.

 

»Wo ist Jens?«, fragte ich ihn verwundert.

 

»Er musste nach Hause, Emma ist wohl aus dem Bett gefallen und jetzt muss er mit ihr und Susanne ins Krankenhaus fahren. Susanne hat voll Panik geschoben. Ich konnte das ganze Telefonat mithören, und das trotz der Lautstärke hier.«

 

Hoffentlich war Emma nichts passiert!, machte ich mir Sorgen.

 

»Ohne die Spaßbremse können wir es jetzt so richtig krachen lassen.« Vitali nahm sein Glas und trank den Rest mit einem Zug aus.

 

Ich tat es ihm gleich.

 

EKELHAFT! Es schüttelte mich innerlich.

 

Aber eigentlich hatte er recht. Jetzt, wo Jens nicht mehr dabei war, musste ich wenigstens nicht mehr befürchten, dass Silke über Umwege Details vom heutigen Abend erfuhr. Und vielleicht hatte Vitali gar nicht so unrecht mit seiner “Nachts-sind-alle-Katzen-grau-Theorie“.

 

»Genau«, lachte ich. »Die nächste Runde geht auf mich.«

 

Ich winkte die junge Frau hinter der Theke – für sie schien der Ü30-Zwang nicht zu gelten - zu mir hinüber und bestellte zwei weitere Bacardi-Cola. Dann griff ich in meine Gesäßtasche, um mein Portmonee zu holen, aber mein Griff ging ins Leere.

 

»Scheiße, mein Geld ist weg!«, sagte ich erschrocken und klopfte meine übrigen Hosentaschen ab.

 

Aber auch dort fand ich es nicht.

 

»Hast du es vielleicht in deiner Jacke gelassen?“, fragte Vitali besorgt und zahlte für mich die Getränke.

 

»Ich glaube nicht.«

 

»Lass uns trotzdem nachsehen, nur zur Sicherheit.« Vitali klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und wir gingen zurück zur Garderobe. Der Grenzposten sorgte hierbei glücklicherweise für keine unnötige Verzögerung, da der Grenzverkehr sowieso nur einseitig kontrolliert wurde.

 

Vor der Garderobe stand bereits eine lange Schlange von Leuten, die ihre Jacken und Mäntel auslösen wollten. Ungeduldig reihten wir uns ein und warteten, bis wir an der Reihe waren.

 

»Ich will nur nachsehen, ob ich mein Portmonee in meiner Jacke vergessen habe«, sagte ich zu der älteren Frau hinter der Absperrung. Ihr Gesicht war von Falten zerklüftet und erinnerte mich an meinen Grand-Canyon-Urlaub, den ich mit Silke vor einigen Jahren gemacht hatte.

 

Ohne mich wirklich zu beachten, zog sie meine Jacke aus einem Haufen weiterer Kleidungsstücke, reichte sie wortlos zu mir herüber und nahm – nahezu mechanisch - die Pfandmarke des hinter mir Wartenden entgegen. Ich trat einen Schritt zur Seite und tastete sämtliche Jackentaschen ab.

 

Nichts, ich wusste es!

 

»Und jetzt?«, fragte Vitali mich leicht genervt.

 

»Zum Glück habe ich nur Bargeld mitgenommen. Ausweise und Bankkarten habe ich wohlweislich zu Hause gelassen. Aber ich habe jetzt echt keine Lust mehr. Lass uns abhauen, okay?«

 

Vitalis Miene verfinsterte sich. Er schien noch nicht genug von diesem furchtbaren Abend zu haben.

 

»Komm, wir trinken noch ein Bier zusammen und dann gehen wir los. Ich lade dich auch ein. Du bist ja jetzt schließlich mittellos«, grinste Vitali und und gab mir einen freundschaftlichen Faustschlag auf den Oberarm.

 

Ich nickte zerknirscht, legte mir meine Jacke über die Armbeuge und trottete lustlos hinter ihm her.

 

Vitali steuerte auf eine Theke zu, die nicht im „Unter-30-Sperrgebiet“ lag.

 

Anscheinend hat er auch keine Lust mehr auf den Tanztee, dachte ich und setzte mich auf den Barhocker neben ihn.

 

Vitali bestellte uns zwei Pils und ich checkte die Aussicht. Das weibliche Publikum war zwar für meinen Geschmack viel zu jung, aber der eine oder andere optische Leckerbissen war dennoch  dabei. Da ich sowieso keine Lust hatte, irgendwelche Frauen kennenzulernen, war mir das aber ohnehin relativ egal.

 

*

 

Vitali und ich hatten uns in den vergangenen Minuten nicht besonders viel zu sagen gehabt. Wir saßen beide stumm - mit den Rücken zur Bar – nebeneinander, klammerten uns an unseren Getränken fest und beobachteten die Frauen – oder besser gesagt Mädchen – auf der Tanzfläche. Das viele Bier drückte mir auf die Blase und jetzt musste ich wirklich zur Toilette.

 

Als ich zurück kam, saß auf meinem Barhocker eine auffallend hübsche Frau und unterhielt sich angeregt mit Vitali.

 

Das ist meine Chance, dachte ich.

 

»Ich lass euch dann mal alleine«, flüsterte ich Vitali gönnerhaft ins Ohr und klopfte ihm zur Verabschiedung zweimal auf den Rücken.

 

»Nein, mein Freund«, grinste Vitali mich an und stand vom Barhocker auf. »Die ist wegen dir gekommen. Ich wünsche euch viel Spaß!«

 

»Du kannst mich doch jetzt nicht mit der alleine lassen«, zischte ich ihn wütend an und hielt ihn am Oberarm fest.

 

»Jetzt hör mir mal gut zu! Ich sage dir das wirklich ungern, aber ich habe Silke vor einigen Tagen mit einem anderen gesehen. Also vergiss sie endlich und genieße den Abend.« Er zwinkerte mir vielsagend zu und verließ, ohne sich noch einmal umzudrehen, die Diskothek.

 

Die Neuigkeit über Silke und die ungewohnte Situation ließen mich schlagartig handlungsunfähig werden. Ich stand einfach nur da und wusste weder was ich tun, noch was ich denken sollte.

 

»Ich heiße Sarah«, stellte sich die hübsche Frau mir vor und klopfte auffordernd auf den freigewordenen Hocker neben sich.

 

Ich schätzte sie auf Mitte Zwanzig. Sie hatte lange, schwarze Haare, auffallend hellblaue Augen und ein bezauberndes Lächeln.

 

»Marc«, war meine wortkarge Antwort. Ich gab ihr die Hand und setzte mich jetzt doch.

 

Wenn Silke einen Neuen hat, dann kann ich ja wohl auch jemanden kennenlernen. Wahrscheinlich war der Typ sogar der eigentliche Grund für ihren spontanen Beziehungsausstieg.

 

Und jetzt? Was soll ich nur sagen? Irgendetwas muss ich doch sagen. Ich kann jetzt doch nicht nur schweigend neben ihr sitzen. Komm schon Marc, streng dich an, sonst ist sie gleich wieder weg. Oder ist es etwa das, was ich eigentlich will? Ich weiß nicht, was ich will. Verdammte Scheiße, ich weiß es nicht.

 

»Willst du was trinken?«, fragte Sarah mich. Sie schien meine Unsicherheit bemerkt zu haben und unternahm daher selbst den nächsten Schritt.

 

»Ein Bier und du? Ich bezahle natürlich«, lenkte ich sofort ein.

 

Sarah grinste.

 

Lacht sie mich etwa aus?

 

»Wieso lachst du?«, fragte ich etwas verärgert.

 

»Dein Freund hat mir erzählt, dass dir das Portmonee gestohlen wurde. Du kannst mich also gar nicht einladen.«

 

Mist, das Portmonee hatte ich ja total vergessen.

 

Wieder fehlten mir die Worte und erneut war es Sarah, die sie fand.

 

»Nun lass mal die alten Traditionen ruhen und dir von einer Lady einen ausgeben«, lächelte sie.

 

Ich nickte stumm und Sarah bestellte die nächste Runde.

 

Sarah und ich verstanden uns super. Sie war 27 Jahre alt, studierte auf Grundschullehramt und  verstand sogar meinen trockenen Humor. Dazu war sie genau mein Typ. Gute Figur, süßes Gesicht und ein fantastisches Lächeln. Ihr langes schwarzes Haar reichte ihr fast bis zum Hintern. Immer wieder strich sie sich lasziv einzelne, lästige Haarsträhnen aus ihrem Gesicht.

 

Der Abend schien sich in eine ganz bestimmte Richtung zu entwickeln, aber noch immer wusste ich nicht, ob ich auch wirklich in diese Richtung gehen wollte. Es war eigentlich alles perfekt, alles, bis auf Silke. Sie ging mir während des ganzen Abends einfach nicht aus dem Kopf, genauso, wie ich sie in den letzten Wochen nicht aus meinen Gedanken verbannen konnte. Die Erinnerung an sie war allgegenwärtig und die Sehnsucht nach ihr schien mit der Zeit eher zu wachsen, denn zu versiegen. Lediglich ihr kompromissloser Abgang und mein gekränkter Männerstolz hatten mich daran gehindert sie anzurufen. Und jetzt kam ja noch Vitalis Neuigkeit hinzu. Außerdem gefiel mir Sarah wirklich sehr und war nicht genau das der Grund, der mich hatte zweifeln lassen. Wollte ich nicht einfach noch mehr Erfahrungen sammeln, Dinge ausprobieren und das Leben in vollen Zügen genießen, bevor ich mich für immer an “die Eine“ band?

 

»Wollen wir uns ein Taxi nehmen?«, riss Sarah mich aus meinen trüben Gedanken.

 

Was will sie mir denn jetzt damit sagen? Will sie etwa noch heute mit mir ins Bett?

 

Sie hatte zwar schon die ganze Zeit über recht heftig mit mir geflirtet, aber das hatte ich bisher nicht erwartet.

 

»Du hast doch kein Geld dabei, schon wieder vergessen. Wie willst du denn ohne mich nach Hause kommen?«, lachte sie mich aus, schaute mich aber zeitgleich verführerisch mit ihren himmelblauen Augen an.

 

»Natürlich nicht«, winkte ich souverän ab. »Ich hatte nur kurz überlegt, ob ich noch etwas hier bleiben möchte.«

 

Sarah beugte sich zu mir vor, schmiegte ihre Wange an meine und flüsterte mir etwas ins Ohr:

 

»Glaube mir, du willst nicht mehr hier bleiben.« Ihre Lippen berührten beim Sprechen ganz sanft mein Ohrläppchen, und ihr Tonfall war mehr als eindeutig.

 

Sie will mich!

 

Ich schluckte, versuchte aber weiter krampfhaft mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Sarah nahm mich bei der Hand und zog mich hinter sich her. Als sie an der Garderobe ihre Jacke holen musste, spielte ich kurz mit dem Gedanken einfach abzuhauen. Aber die Option auf heißen, unverbindlichen Sex mit einer absoluten Traumfrau, ließ meine Beine erlahmen.

 

Im Taxi forcierte Sarah ihre Ambitionen, indem sie ihre Hand auf meinen Oberschenkel legte und mit ihrem kleinen Finger immer wieder über mein bestes Stück streichelte. Ich hatte mittlerweile  einen heftigen Ständer.

 

Wenigstens er hat seine Entscheidung getroffen, dachte ich, während es mir immer schwerer fiel einen klaren Gedanken zu fassen.

 

Zum Umkehren war es sowieso längst zu spät, mir blieb eigentlich nur noch mein Joker, den ich auch noch in der letzten Sekunde würde einsetzen können.

 

Hoffentlich hat Jens recht gehabt!

 

*

 

Sarahs Wohnung lag in Fedderwardergroden, weit außerhalb der Stadt.

 

Sollte ich den Joker wirklich noch ziehen, kann ich nur hoffen, dass sie mich danach trotzdem noch nach Hause fährt.

 

Ohne Geld müsste ich ja sonst per Anhalter nach Hause fahren und darauf hatte ich nun wirklich  überhaupt keine Lust.

 

In ihrer Wohnung angekommen, schaltete sie zunächst einen Gang zurück und ich konnte wieder  etwas klarer denken.

 

»Möchtest du vielleicht noch etwas trinken?«

 

Ich nickte. Alles was mir noch etwas Zeit zum Nachdenken verschaffen konnte, war mir aktuell recht.

 

Sie verschwand im Nebenraum und kam wenige Minuten später mit zwei Kaffeebechern zurück.

 

»Sorry, ich bin gerade erst eingezogen und noch nicht so gut sortiert«, lächelte sie verlegen und reichte mir einen der Becher.

 

»Kein Problem.« Ich setzte den Becher an und leerte ihn in einem Zug.

 

»Da kann es wohl einer nicht mehr erwarten«, lächelte sie mich verführerisch an.  

 

So ein Mist! Jetzt habe ich ihr versehentlich ein vollkommen falsches Signal gesendet. Wie kriege ich dieses Missverständnis jetzt nur aus der Welt, ohne sie zu sehr zu kränken.

 

Während Sarah die Drinks geholt hatte, hatte ich nämlich endlich eine Entscheidung getroffen. Ich würde auf jeden Fall meinen Joker einsetzen.

 

»Ich gehe mich mal kurz frisch machen, bin gleich wieder bei dir. Lauf ja nicht weg.«

 

Mir wurde wieder heiß. Zum einen hatte diese Frau eine atemberaubende sexuelle Ausstrahlung, zum anderen war ich furchtbar aufgeregt.

 

Was mache ich nur, wenn sie gleich nur in Dessous oder sogar nackt zurück kommt?

 

Egal wie, der Joker muss es richten!, versuchte ich mich in Gedanken zu beruhigen.

 

Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus.

Wieso bin ich nur auf einmal so müde?


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