1. Kapitel

 

Die blaue Murmel

 

25. Juli

 

Als Linus an diesem Morgen die Augen aufschlug, wusste er noch nicht, dass seine Sammelleidenschaft und die Reinlichkeit seiner Großmutter ihn vor einem schrecklichen Trauma bewahren sollten.

Er durfte in der vorangegangenen Nacht bei seinen Großeltern im Bett schlafen und war – wie eigentlich jeden Tag – gegen 06:15 Uhr aufgewacht. In der Woche fanden seine Eltern seinen inneren Wecker hervorragend, aber an den Wochenenden und in den Ferien war ihnen der regelmäßige Schlafrhythmus ihres Sohnes nicht ganz so recht.

»Du schläfst heute mal bei uns, damit Mama und Papa an ihrem letzten Urlaubstag mal so richtig ausschlafen können«, hatte Oma daher gestern zu ihm gesagt und ihm dabei zugezwinkert. Dann hatte sie sein Bettzeug geschnappt und es in die Besucherritze ihres großen Ehebettes geworfen.

Als er am Morgen die Augen aufschlug, waren seine Großeltern schon wach. Leise waren sie aus dem Bett geschlüpft, hatten sich angezogen und waren nach unten in die Küche geschlichen. Oma hatte für alle ein paar Brote geschmiert, Tee gekocht und für Linus einen Kakao mit extra viel Sahne gemacht. So etwas bekam er zu Hause nie, weil sein Papa der Meinung war, Zucker wäre etwas Böses. Linus verstand bis heute nicht, wie etwas, das so lecker war, nicht gut sein konnte.

Nach dem Frühstück waren sie aus dem Haus geschlichen und hatten sich ihre Räder geschnappt. Linus hatte erst vor wenigen Tagen gelernt, ohne Stützräder zu fahren, und war dementsprechend noch etwas wackelig unterwegs. Eigentlich lebte er mit seinen Eltern in Bochum, doch seit eineinhalb Wochen war er mit Mama und Papa jetzt bei seinen Großeltern im ostfriesischen Weener zu Besuch. Hier hatten sie auch seinen fünften Geburtstag gefeiert, zu dem er ein schwarzes Kinderrad mit roten Flammen auf dem Rahmen bekom­men hatte. Oma und Opa hatten es ihm heimlich gekauft, obwohl sein Papa eigentlich der Meinung war, dass er noch zu jung fürs Radfahren wäre und er in der Stadt ohnehin nicht richtig üben könne.

Doch in Ostfriesland war alles anders. Es gab hier viel weniger Hochhäuser, viel weniger Autos und viel weniger Menschen. Dafür gab es grüne Weiden, unzählige Kühe und abgelegene Radwege, auf denen er mit seinem Opa gut üben konnte. Jeden Tag waren die beiden stundenlang draußen, um zu üben, so lange, bis Linus es endlich gut genug konnte, um mit Oma und Opa eine kleine Radtour zu machen. Damit diese Erfahrung aber nicht zu anstrengend für ihn werden würde, hatten seine Großeltern die Räder auf den Fahrrad­anhänger geladen und waren das erste Stück mit dem Auto gefahren.

Sein kleiner Lenker zitterte beim Fahren hin und her und er schaute zu seiner Oma hoch, die direkt neben ihm auf ihrem E-Bike fuhr. »Oma Twix?«

Ute lachte. Den Spitznamen hatten sie und ihr Mann einem Missverständnis zu verdanken. Sie hatten ihrem Enkel nämlich erzählt, dass sie im Rheiderland leben würden, doch der Junge hatte stattdessen ›Raiderland‹ verstanden. Damals war er drei Jahre alt gewesen und übers Wochenende zum allerersten Mal alleine bei seinen Großeltern geblieben. Sein Opa hatte mit ihm einen Doppel-Schokoriegel geteilt. »Das darf dein Papa aber nicht wissen«, hatte Opa gesagt, als er die Verpackung aufgerissen und ihm einen der beiden Riegel gegeben hatte.

Linus hatte die Süßigkeit lange ehrfürchtig angestarrt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er erst ein einziges Mal Schokolade gegessen. Eine Erzieherin im Kindergarten hatte allen Kindern eine kleine Packung Schokolinsen gegeben und dafür hinterher großen Ärger mit Linus’ Papa bekommen.

Opa hatte seinen Riegel bereits verdrückt und schluckte den letzten Bissen mit geschlossenen Augen genüsslich hinunter. »Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nichts«, hatte er den Werbeslogan vor sich hin gemurmelt, den die Herstellerfirma in den neunziger Jahren verwendet hatte, um die Umbenennung des Schokoriegels zu ver­markten.

Und da Linus noch nicht lesen konnte und zudem nur halb zugehört hatte, nahm er an, der Schokoriegel in der goldenen Verpackung würde weiterhin ›Raider‹ heißen. Und als seine Oma ihm dann am Tag darauf auch noch erklärte, dass sie im ›Raiderland‹ leben wür­den, war die falsche Verknüpfung in Linus’ Gehirn unwiderruflich verankert worden.

 »Oma Twix?«, wiederholte Linus sich, nachdem er gemerkt hatte, dass seine Oma in Gedanken zu sein schien.

»Ja, Linus?« Ute lächelte ihren Enkel glücklich an. Es machte sie stolz, dass er so gerne bei ihnen war und dass ihr Holger ihm das Radfahren beigebracht hatte.

»Ist es noch weit bis zum schwarz-weißen Kolk?«

»Der heißt Swartwolder Kolk«, korrigierte Holger seinen Enkel schmunzelnd. »Siehst du die Holzhütte da vorne?« Er nahm eine Hand vom Lenker und zeigte in die entsprechende Richtung.

Linus nickte.

»Da wollen wir hin!«

Ein erleichtertes Lächeln huschte über das Gesicht des Jungen. Er mochte es nicht zugeben, aber eigentlich konnte er schon lange nicht mehr. Aber das kurze Stück schaffe ich noch, beschwor er sich, biss die Zähne zusammen und trat in die Pedale.

Als sie das Ziel erreicht hatten, stellten sie ihre Räder ab.

»Von der Hütte aus kann man hervorragend Vögel beobachten«, schwärmte Holger und holte sein Fernglas aus der Fahrradtasche. »Ich habe hier schon Kiebitze, Uferschnepfen und viele Gänsearten gesehen.«

»Ich will als Erster!« Linus riss seinem Opa das Fernglas aus der Hand und rannte auf den Eingang der Hütte zu. Doch ein morgendli­cher Sonnenstrahl, der von einem kleinen, im Gras liegenden Gegenstand direkt in sein Auge reflektiert wurde, ließ ihn abrupt abstoppen. Er bückte sich, um das blau schimmernde Ding aufzu­heben.

»Warte, Linus!« Ute packte ihn an der Schulter und hielt ihn so davon ab, den unbekannten Gegenstand zu berühren. Sie hatte schon seit ihrer Kindheit einen extremen Reinlichkeitsfimmel. »Man sollte nie einfach so Dinge anfassen, die auf dem Boden herumliegen«, ermahnte sie ihren Enkel.

»Aber das ist doch nur eine Murmel, Oma«, protestierte Linus. »Die ist so schön. Ich will die unbedingt haben.«

»Was willst du denn damit?«

»Ich sammle Murmeln!«

»Ach so.« Ute musste schmunzeln. Ihr Enkel sammelte scheinbar alles, was auf dem Boden zu finden war. Seit er bei ihnen zu Besuch war, hatte er das gleiche Argument bei dreckigen Münzen, unförmi­gen Steinen und vielen anderen unnützen Gegenständen vorgebracht. »Dann lass Oma das Ding wenigstens sauber machen.« Sie nahm ein Taschentuch zur Hand und hob die Murmel damit auf. Dann sprühte sie die blau gefärbte Kugel mit Desinfektionsspray ein, das sie immer in der Handtasche mit sich führte, und polierte sie anschließend sorgfältig. »Hier!«, sagte sie und reichte das begehrte Objekt an Linus weiter.

Der wollte sich gerade bedanken, als ein greller Schrei ihn zusam­menzucken ließ.

»Holger, was ist denn?«, rief Ute erschrocken ihrem Mann zu. Während sie sich mit Linus um die Murmel gekümmert hatte, war der bereits in die Holzhütte gegangen.

Leichenblass kam Holger auf die beiden zugelaufen. »Wir können da auf keinen Fall reingehen«, sagte er. Seine Stimme zitterte, als habe er gerade einen Dauerlauf absolviert. Dann beugte er sich zu seiner Frau hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: »Wir müssen die Polizei anrufen. Da drinnen liegt eine blutüberströmte Leiche.«

 

2. Kapitel

 

Nachbarschaftsstreit

 

25. Juli

 

Hedda und ihr Mann liefen gerade am Bontekai in Wilhelmshaven entlang und erinnerten sich dabei an die kleine Familienfeier, die am gestrigen Tag bei Ennos Vater Bento stattgefunden hatte. Die Sonne lachte von einem wolkenfreien Nachmittagshimmel auf sie herab.

»Die haben alle ganz schön blöd geguckt, als ich gesagt habe, ich dürfe keinen Alkohol trinken«, lachte Hedda.

»Und als du dann behauptet hast, wir würden Familienzuwachs bekommen, wollte es dir keiner glauben«, schmunzelte auch Enno.

Beide richteten ihren Blick auf Rocky, der neugierig seine neue Nachbarschaft erkundete und unentwegt stehen blieb, um die ungewohnten Gerüche aufzunehmen. Der Deutsche Schäferhund war sieben Jahre lang als Leichenspürhund bei der Polizei tätig gewesen, ehe er im Alter von neun Jahren gemeinsam mit seinem Diensthundeführer in den Ruhestand ging.

Als Hedda und Enno gestern gerade auf dem Weg zur familiären Grillfeier nach Neermoor waren, hatten sie einen Anruf von Jörg, dem Leiter ihrer Geheimeinheit, erhalten. Dieser hatte Rockys sensible Nase im letzten Jahr eingesetzt, um sie im Neuenburger Urwald nach einem Toten suchen zu lassen. Dabei war das Ermittler-Ehepaar dem Hund zum ersten und bis zum gestrigen Tag einzigen Mal begegnet.

Jörg teilte seinen jungen Teammitgliedern mit, dass Rockys Herrchen vor Kurzem an den Folgen seiner schweren Erkrankung verstorben war und sich leider niemand aus dessen Familie in der Lage sah, den Hund bei sich aufzunehmen. Daher hatte er den Rüden zunächst mit zu sich nach Hause genommen, musste aber leider feststellen, dass dieser sich überhaupt nicht mit seinem Kater Balu vertrug. Als er Hedda und Enno dann mit seinem spontanen Einfall konfrontierte, sie könnten doch den Schäferhund vielleicht bei sich aufnehmen, war das Ehepaar kurz rechts rangefahren, um darüber zu beraten.

Rocky war jetzt zehn Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenser­wartung dieser Rasse lag bei zwölf Jahren. Sie sorgten sich, ob ihnen ein baldiger Tod des Tieres nicht unnötig zu schaffen machen könnte, ließen dann aber doch ihr Herz sprechen und stimmten spontan zu. Um den trauernden Hund so schnell wie möglich in seinen neuen Alltag zu integrieren, schlug Jörg vor, ihn noch am selben Abend an Hedda und Enno zu übergeben. Die beiden hielten den Vorschlag für sinnvoll und änderten daher spontan ihren Plan, der ursprünglich vorsah, nach der familiären Grillparty in Neermoor auch zu übernachten.

Jetzt hatte Rocky die erste Nacht und den halben Tag in seinem neuen Zuhause verbracht und schien ganz langsam in seiner neuen Welt anzukommen. Nur wenn er in seinem Korb lag, in dem sich noch immer die alte Kuscheldecke befand, die er bereits bei seinem verstorbenen Herrchen besessen hatte, wirkte er so unendlich traurig, dass Hedda und Enno immer wieder die Tränen in die Augen schossen.

Ennos Handy vibrierte. Er griff in die Tasche seiner Shorts, schaute auf das Display, warf seiner Frau einen vielsagenden Blick zu und nahm das Gespräch entgegen. »Moin Jörg, wir gehen gerade mit Rocky Gassi.«

»Moin Jörg!«, rief Hedda laut und gut gelaunt aus dem Hinter­grund. Sie ging davon aus, dass er nur angerufen hatte, um sich nach dem Befinden des Hundes zu erkundigen.

»Wir sind in ungefähr fünf Minuten zu Hause«, antwortete Enno auf eine Frage, die Hedda nicht hören konnte.

Neugierig schaute diese daraufhin ihren Mann an. Ging es bei dem Anruf vielleicht doch nicht nur um Rocky?

Nachdem Enno die Tür zu ihrer Wohnung aufgeschlossen hatte, schlüpfte der Schäferhund sofort durch den Türspalt und trabte zu seinem Wassernapf, um gierig daraus zu trinken. Hedda entledigte sich in Windeseile ihrer Schuhe und warf ihrem Mann einen auffordernden Blick zu.

»Ich bin ja schon dabei«, reagierte Enno schmunzelnd und streifte sich den rechten Turnschuh ab, indem er sich mit seinem Linken auf dessen Hacke stellte. Er kannte die Ungeduld seiner Frau und genoss es gelegentlich auch, sie durch ein möglichst träges Verhalten zu reizen. Doch dieses Mal war seine Neugierde mindestens genauso groß.

Gemeinsam setzten sie sich an den Küchentisch und legten ihre Handys auf die Tischplatte. Gebannt schauten sie auf die Displays. Irritiert vom Verhalten seiner neuen Besitzer setzte Rocky sich neben sein neues Frauchen, legte seine Schnauze auf ihrem Oberschenkel ab und schaute sie mit einem treuen Hundeblick an.

»Alles gut«, versuchte Hedda ihr neues Familienmitglied zu beruhigen. Sie kraulte ihm den Nacken. »Wir warten nur auf einen ganz dringenden Anruf.«

Rocky spitzte die Ohren und sein Körper spannte sich sichtbar an, und nur einen Augenblick darauf klingelte eines der Mobiltelefone auf dem Tisch. Es war erneut Ennos Gerät, was Hedda jedoch nicht davon abhielt, als Erste danach zu greifen.

»Wir sind zu Hause. Was ist passiert?«, kam sie ohne Umschweife zum Punkt. Erst als sie den verdatterten Gesichtsausdruck ihres Mannes bemerkte, legte sie sein Smartphone zurück und aktivierte die Freisprechfunktion.

»Ich habe einen neuen Fall für euch«, sagte Jörg.

»Worum geht es?«, wollte Enno wissen.

»Heute Morgen wurde in Weener die Leiche von Claas de Jong gefunden. Er war ein niederländischer Staatsbürger, der in Weener gewohnt, aber in Holland gearbeitet hat. Aufgrund dieser brisanten Konstellation ist das Innenministerium selbstverständlich an einer raschen Aufklärung des Falls interessiert. Sie möchten daher, dass wir von Anfang an in die Ermittlungen eingebunden werden.« Jörg machte eine Pause, damit seine beiden jungen Ermittler die Trag­weite dieser Entscheidung verstanden.

»Wo ist er gefunden worden?«, fragte Hedda, nachdem sie die Stille in der Leitung nicht länger ausgehalten hatte.

»Er ist in einer kleinen Holzhütte am Swartwolder Kolk gefunden worden.«

»Swartwolder Kolk?«, fragten Hedda und Enno im Chor. Beide hatten diesen Namen noch nie zuvor gehört.

»Das ist ein durch Sandentnahme entstandener See, der irgendwo zwischen Leer und Weener liegt. Von der kleinen Holzhütte aus kann man wohl sehr gut Vögel beobachten.« Jörg berichtete seinen beiden Teammitgliedern, wie Claas’ Leiche gefunden worden war.

»Oh mein Gott!« Hedda legte erschrocken die Hände an ihre Wangen. »Zum Glück ist der Opa vorausgegangen. Stellt euch bloß vor, der kleine Junge hätte die Leiche als Erster gefunden.«

»Das wäre mit Sicherheit ein traumatisches Erlebnis gewesen«, stimmte der Geheimdienstleiter ihr zu. »Zumal er ja nicht einfach nur erschlagen oder erschossen worden ist.«

»Wie ist er denn dann umgebracht worden?«, fragte Enno.

»Irgendjemand hat ihm mit einem Messer die Kehle aufgeschlitzt. Der Anblick muss fürchterlich gewesen sein.«

»Gibt es schon einen Verdacht, wer das getan haben könnte?« Hedda war so angespannt, dass sie nichts mehr auf ihrem Stuhl hielt. Sie stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab und beugte ihren Oberkörper direkt über das Smartphone.

»Die Spurensicherung läuft noch«, antwortete Jörg. »Die Frau des Opfers wurde befragt, aber sie steht verständlicherweise unter Schock. Sie kann sich nicht vorstellen, wer ihrem Mann so etwas angetan haben könnte. Dennoch konnte sie den ermittelnden Beam­ten einige Anhaltspunkte liefern.«

»Und welche?« Auch Enno erhob sich von seinem Platz und ging nervös neben dem Tisch auf und ab.

»Mit einem seiner Nachbarn soll es wohl einen lang andauernden Streit gegeben haben. Außerdem mussten die de Jongs erst kürzlich ein Graffiti von ihrer Haustür entfernen lassen.«

Hedda und Enno tauschten einen neugierigen Blick. »Was war das für ein Graffiti?«, fragten sie im Chor.

»Irgendjemand hat in Rot, Weiß und Blau die Worte ›Ihr sollt nach Hause fahren!‹ auf die Tür gesprayt.«

»Rot, Weiß und Blau?«, wiederholte Hedda. »Sind das nicht die Farben der niederländischen Flagge?«

Enno nickte zustimmend. »Und die Worte erinnern mich sehr an die Gesänge, mit denen Fußballfans der jeweiligen Heimmannschaft den Anhängern des gegnerischen Teams mitteilen, dass es in diesem Stadion für sie keine Punkte zu holen gibt.«

»Das hat die Polizei damals auch gedacht. Es gab nämlich an dem vorherigen Abend ein Freundschaftsspiel zwischen den Niederlan­den und der deutschen Fußballnationalmannschaft in Dortmund, das wir mit 3:1 gewonnen haben. Die Beamten gingen damals davon aus, dass ein übermütiger Fußballfan aus der Gegend für die Sachbeschä­digung verantwortlich sein muss, konnten allerdings den Täter nie ausmachen.«

Nachdenklich schaute Hedda ihren Mann an. Sie war nun wahrlich kein großer Fußballfan, hatte aber dennoch oft daneben gesessen, wenn er sich ein Spiel im Fernsehen angesehen hatte. »Aber singen die nicht immer ›Ihr könnt nach Hause fahren?‹ oder täuscht mich da meine Erinnerung?«

»Du hast vollkommen recht«, sagte Jörg. »Aber aufgrund des krakeligen Schriftbildes ging die Polizei davon aus, dass der Täter damals unter Alkoholeinfluss gestanden haben muss. Entweder hat er in diesem Zustand versehentlich ›sollt‹ statt ›könnt‹ geschrieben oder aber er wollte damit doch eine ganz konkrete Botschaft an die Bewohner des Hauses senden.«

Als Jörg ihnen dann auch noch erklärte, welche Botschaft man unter den neuen Umständen plötzlich für denkbar hielt, fielen Hedda und Enno vor Entsetzen die Kinnladen herunter.