»Wir müssen uns fertig machen! In fünfundzwanzig Minuten sind wir mit den anderen in der Marienhöhe zu einer ersten Besprechung verabredet.«

 

Das junge Paar schälte sich widerwillig aus dem Bett, zog sich wieder an und verließ kurz darauf die Ferienwohnung. Sie liefen die Jann-Berghaus-Straße Richtung Strandpromenade entlang. Auf einer hohen Düne, direkt am Norderneyer Flutsaum gelegen, bot das rundliche Gebäude nicht nur einen traumhaften Ausblick auf Strand und Nordsee, sondern lockte die Gäste zudem mit leckeren Getränken und Speisen.

Als Hedda und Enno das Café betraten, bestaunten sie zunächst das stilvolle Ambiente. In der Mitte des Raumes stand ein Rundsofa, vor dem mehrere kleine Tische platziert worden waren. Um diesen inneren Kern herum gab es einen weiteren großzügigen Sofa-Halbkreis, der an mehreren Stellen durch bis zur Decke reichende Säulen unterbrochen wurde. Direkt vor den Fenstern standen kleine Holztische mit dazu passenden Stühlen. Der raffinierte Innen­architekt hatte es so geschafft, sämtliche Sitzplätze zur breiten Fensterfront hin auszurichten und somit allen Gästen einen mehr oder weniger unversperrten Blick auf die Nordsee zu ermöglichen.

 


Hedda stimmte zu und gemeinsam erklommen sie die in den Hügel integrierten Stufen. Oben angekommen hatten sie auch eine gute Sicht auf den Wasserturm, der nach dem Leuchtturm das zweithöchste Gebäude der Insel war.


»Das ist das Kap Norderney«, antwortete Hedda. Ihr war die dreizehn Meter hohe Bake bereits auf ihrem Weg zur Sternenwarte, die in direkter Sichtweite lag, aufgefallen. »Das Objekt diente den Seeleuten früher zur Orientierung.«

 

»Wollen wir da kurz raufgehen?«

 

Hedda stimmte zu und gemeinsam erklommen sie die in den Hügel integrierten Stufen. Oben angekommen hatten sie auch eine gute Sicht auf den Wasserturm, der nach dem Leuchtturm das zweithöchste Gebäude der Insel war.

 


»Die Tat muss sich irgendwann zwischen Mitternacht und vier Uhr dreißig heute Morgen ereignet haben. Er hat sich gestern Abend noch mit seinem Schwager und einer weiteren Person in der Sternwarte …« Der Geheimdienstleiter zeigte auf das ungewöhnliche weiße Gebäude, das hinter dem Spielplatz lag und von hier oben gut zu erkennen war. »… getroffen.


»Schau mal!« Hedda zeigte auf eine grün gestrichene Gartenpforte, auf der zwei ineinander verschlungene Goldringe angebracht worden waren. Rechts daneben stand ein weißes Schild, auf dem mit blauer Schrift das Wort »Hochtiedsstuv« zu lesen war. »Anscheinend kann man sich auf Norderney auch trauen lassen. Ist das nicht romantisch?«

Enno nickte und tat so, als würde ihn das Objekt nicht weiter beschäftigen. Dabei hatte er in einem Flyer bereits gelesen, dass man sich hier nicht nur trauen, sondern danach gleich noch die Hochzeitsnacht in einem speziell für das Brautpaar hergerichteten Butzenbett verbringen konnte. In diesem Moment hatte er sich zwei Fragen gestellt: Wann und wo werden Hedda und ich wohl heiraten? Und: Was zum Teufel ist ein Butzenbett?


Direkt neben dem Badehaus lag das Conversationshaus, ein langgezogenes weißes Gebäude mit einer imposanten, historisch anmutenden Fassade. Die hohen Säulen sowie der kleine Turm, der aus der Mitte des Daches herausragte, waren dabei die charakteris­tischsten Merkmale. Unter anderem waren hier neben der Touristen-Information auch eine Zimmervermittlung sowie die Service-Stelle der Norderney-Card untergebracht. Außerdem bot der beein­druckende Bau auch ein Kaminzimmer, welches den Gästen als außergewöhnlicher Leseraum zur Verfügung gestellt wurde, und einen großen Saal, in dem regelmäßig Veranstaltungen stattfanden.

An der linken Seite des Gebäudes war die Spielbank untergebracht. Vor dem Gebäude lag der Kurplatz, eine riesige, gut gepflegte Rasenfläche, zu der auch eine Musikmuschel gehörte.


Nach einem einstündigen Fußmarsch über die Insel erreichten Hedda und Enno zufällig die Surfschule. In einem Bereich, der eher wie ein großer See wirkte, aber über eine schmale Öffnung mit der Nordsee verbunden war, wagten etliche Menschen in Neoprenanzügen ihre ersten Versuche auf dem Surfbrett.

 


»Schau mal, da drüben!« Hedda zeigte auf ein futuristisch aussehendes Gebäude, das auf der anderen Seite des Yachthafens lag. »Weißt du, was das ist?«

 

Aus Ennos stummem, breitem Grinsen wurde schnell ein lautes, belustigtes Lachen. »Das ist der Fähranleger. Du erinnerst dich vielleicht, dass wir vor nicht allzu langer Zeit genau dort auf Norderney angekommen sind?«

 

Hedda kniff erneut die Augen zusammen und musterte das in der Ferne liegende Gebäude. Aufgrund der Lage zum Wasser schien Enno recht zu haben. Anscheinend hatte sie dem Gebäude nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, als sie mit der Fähre dort angelegt hatten. Ansonsten hätte sie sich an diesen Bau, der aus ihrer Sicht auch in einen Science-Fiction-Film gepasst hätte, doch mit Sicherheit noch erinnert.

 


An der linken Seite des Gebäudes war die Spielbank untergebracht. Vor dem Gebäude lag der Kurplatz, eine riesige, gut gepflegte Rasenfläche, zu der auch eine Musikmuschel gehörte.


»Schau mal!« Der hölzerne Wegweiser, den Hedda bereits auf Langeoog und in Norddeich entdeckt hatte, war ihr zunächst gar nicht aufgefallen. In gewohnter Form zeigte er die Entfernungen zu den größten Sehenswürdigkeiten des Planeten an.

 

Enno schmunzelte. »Die Ostfriesen werden noch zu wahren Tourismus-Experten.«

 



Hedda erinnerte sich an ihre Bootsfahrt zu den Seehundbänken, die sie vor einigen Tagen mit Enno gemacht hatte.


Auf dem Weg zur Bushaltestelle kamen sie am Wattenmeer-Besucherzentrum vorbei. An der Fassade des quadratischen Baus waren unzählige pfeilförmige Objekte angebracht, deren Spitzen in unterschiedlichste Richtungen ausgerichtet waren und das Gebäude alleine deshalb schon zu einem wahren Hingucker machten.

Hedda blieb vor einem Werbeaufsteller stehen und las einen Teil der darauf angebrachten Reklame laut vor. »Wir laden Sie ein, unsere umfangreiche Ausstellung zum Weltnaturerbe Wattenmeer zu erkunden. Wandeln Sie lesend, lauschend oder spielend durch unsere interaktive Ausstellung und wagen Sie in dem Modell der Kornweihe, das oben auf unserer Dachterrasse steht, einen Flug Richtung Wattenmeer.« Sie blickte zunächst zum Dach des Gebäudes hinauf. Der aus Metall gefertigte, futuristisch anmutende Vogel war von ihrer Position aus gut zu erkennen.